Lean Startup mal spielerisch

Lean Startup

Am 26. März hat das 11. Scrum Meetup in Wien stattgefunden. Diesmal stand ein Spiel auf dem Programm. Es ging um die weiterentwickelte Variante von Playing Lean, einem Brettspiel, das wir letztes Jahr bereits mit über 50 Kolleginnen und Kollegen sowie 30 Gästen und Kunden gespielt hatten. Ähnlich wie bei Monopoly ist das Ziel des Spiels die Eroberung des Marktes. Die Teams, die gegeneinander antreten, müssen ihr Produkt so bauen, dass der Markt es annimmt, bevor ihnen das Geld ausgeht oder ein Mitbewerber es früher schafft. Dass das nicht einfach ist, weiß jeder Entrepreneur aus der Praxis.

Lean_StartUp


Der eigentliche Zweck des Spiels ist die Vermittlung der Grundprinzipien von Lean Startup, einem der wohl bekanntesten Methoden für Customer Centric Innovation. Zum Aufwärmen wird die Methode kurz vorgestellt. Ihr Ziel es ist, Innovationen kostengünstiger und treffsicherer zu ermöglichen. Sie wurde von Eric Ries in seinem 2011 erschienenen Buch „The Lean Startup“ popularisiert. Manche Erfolgsrezepte dahinter gehen auf Steve Blank, seinen Uni-Professor und Silicon Valley Urgestein, und dessen Customer Development Methode zurück.

 

Inhalt

 

Einführung

Die Grundidee von Lean Startup ist es, Innovationen nicht allzu lange und aufwändig auf Basis von Annahmen zu entwickeln und erst nach der Markteinführung zu erfahren, dass die Mehrheit der Kunden sie nicht haben will. Stattdessen sollte man die Annahmen, auf denen Innovationen beruhen, im Rahmen von Experimenten kostengünstig validieren, bevor man mehr Zeit und Geld in die falsche Richtung investiert.

Die Experimente werden in Lean Startup iterativ durchgeführt. In jeder Iteration wird eine Hypothese validiert. Hypothesen können sich auf das anvisierte Kundensegment, das adressierte Problem, die vorgeschlagene Lösung, die geschätzten Kosten oder erzielbaren Preise und vieles mehr, was einen entscheidenden Aspekt der Überlebensfähigkeit der Innovation ausmacht, beziehen. Experimente werden an Kunden durchgeführt. Ihr Ziel ist es nicht, die Kunden zum Kauf zu überreden, sondern ehrliches Feedback zu bekommen. Daher empfiehlt es sich auch nicht, Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder als Ersatz für echte Kunden einzubeziehen. Kunden zu fragen, was sie haben wollen, genügt in der Regel auch nicht. Das wissen wir seit Henry Ford, auf dessen Frage die Kunden wahrscheinlich „schnellere Pferde“ geantwortet hätten. Die technische Machbarkeit zu beweisen, ist ebenfalls kein Ziel eines Experiments. Die Frage ist nicht, ob die Innovation gebaut werden kann, sondern ob sie gebaut werden soll.

Schritt 1: Build

Experimente brauchen neben den Zielpersonen – echten Kunden – einen Gegenstand, den wir an den Zielpersonen testen. Diesen nennt man Minimum Viable Product (MVP). Ein MVP dient dazu, Hypothesen zu validieren und zu lernen, welche Aspekte der Innovation bzw. des Geschäftsmodells funktionieren würden. Das MVP muss diese Aspekte simulieren. Es muss möglichst realistisch sein, damit die Reaktionen der Testpersonen authentisch ausfallen. Es muss aber auch kostengünstig sein, damit man nicht zu viel Energie auf Dinge verschwendet, die sich später als falsch herausstellen.

Schritt 2: Measure

Während der Durchführung der Experimente, d.h. dem Loslassen der Testpersonen auf das MVP, messen wir deren Verhalten. Es werden dabei Metriken erfasst, die wir im Vorfeld definieren. Schönmalerei ist dabei tunlichst zu vermeiden. Es nützt nichts, mit den falschen Metriken das Interesse von Kunden vorzutäuschen, wenn diese das Produkt später nicht kaufen. Lieber ein frühes Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. Darum geht es auch im berühmten Spruch „Fail early, learn cheaply“.

Schritt 3: Learn

Was ist zu tun, wenn die definierten Metriken die im Vorfeld festgelegten Schwellenwerte nicht erreichen? Zuerst versucht man das Produkt oder andere Aspekte des Geschäftsmodells, z.B. die anvisierte Kundengruppe, anzupassen. Wenn sich die Zahlen trotz aller Bemühungen nicht verbessern, ist es Zeit, über eine radikale Kurskorrektur nachzudenken. Diese nennt man in Lean Startup ein Pivot. Bei einem Pivot wird die ursprüngliche Idee stark modifiziert oder durch eine neue Idee ersetzt und die verbleibende Zeit und das Budget in diese investiert. Wie unzählige Beispiele aus der Praxis zeigen, hatten die meisten erfolgreichen Unternehmen an ihrem Anfang eine völlig andere Idee als jene, mit der sie bekannt geworden sind. Das heißt, auch sie haben mindestens einmal in ihrer Historie pivotiert. Zu den berühmten Beispielen gehört Youtube, das als Dating Plattform durchstarten wollte, oder Slack, dessen Entwickler ursprünglich ein Computerspiel auf den Markt bringen wollten.

Fazit

Lean Startup gehört heute zum Innovations-Werkzeugkasten von frisch gegründeten wie alt eingesessenen Unternehmen. Das Interesse von Letzteren war auf der Lean Startup Conference vergangenen Herbst nicht zu übersehen. Das 2017 erschienene neue Buch „The Startup Way“ von Eric Ries handelt auch von der Einführung von Lean Startup in Großunternehmen. Was IT-Projekte von Lean Startup lernen können? Es reicht nicht, Dinge richtig zu tun. Es kommt drauf an, das Richtige zu tun!

 

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dr_zoltan_fazekasDr. Zoltan Fazekas - arbeitete seit 1997 in verschiedenen IT-Positionen als Software Engineer und Architekt, Projektmanager, Berater und zuletzt als Mitglied der iteratec Geschäftsleitung. Er beschäftigte sich mit Entrepreneurship, Customer Centric Innovation und disruptiven Technologien. Wir schätzen seinen Beitrag und informieren, dass er nicht mehr bei iteratec tätig ist.

Tags: Agility

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