Wer sich heute mit Innovationsmanagement befasst, kommt nicht um den Begriff der Open Innovation herum. Die Öffnung des Innovationsprozesses über Unternehmensgrenzen hinaus wird sogar als vollkommen neues Paradigma betrachtet, als Imperativ, um Innovationen zu erschaffen und von ihnen zu profitieren. Open Innovation ist dabei laut Innovationsforscher Chesbrough die Antithese zum traditionellen, geschlossenen Innovationsmodell, das unternehmensintern Forschung und Entwicklung betreibt, Produkte intern entwickelt und anschließend selber vertreibt.
Bis in die 2000er waren Unternehmen sehr erfolgreich damit, Wissen innerhalb der unternehmerischen Wertschöpfungskette zu horten. Im letzten Jahrzehnt hingegen hat sich das produktdominante zunehmend zu einem kunden- und serviceorientierten Geschäftsmodell gewandelt.
Dies gilt auch für Innovation: Während Unternehmen zuvor vor allem im Produktbereich innovierten, ist die Wichtigkeit der Serviceorientierung massiv gestiegen und zu einem entscheidenden strategischen Treiber der Innovationskraft geworden. Die Serviceorientierung wird so zum großen Wettbewerbsvorteil, besonders in Märkten, in denen die Produktdifferenzierung zunehmend verschwindet und die Marktsättigung steigt.
Das alles macht es zunehmend schwerer für Unternehmen, die nur auf eigene Ressourcen zurückgreifen.
Die klassische Wertschöpfungskette verschiebt sich und Unternehmen sollten sich öffnen
Gerade kleine und mittlere Unternehmen können von offenen Innovationsstrategien profitieren, um die Nachteile ihrer Größe zu minimieren und ihre Vorteile weiter auszubauen.
Unternehmen können sich horizontal beispielsweise mit Wettbewerbern zusammenschließen. Oder sie können mit einem Unternehmen außerhalb ihrer Branche zusammenarbeiten. Die vertikale Kooperation mit Lieferanten ist sehr gängig, aber vor allem auch in Deutschland - in Bezug auf Innovation und Digitalisierung - problembehaftet. So müssen viele OEMs jahrelange Zertifizierungsprozesse durchlaufen, bis sie wirklich zuliefern dürfen, und auch dann ist zumeist die Kooperation zwischen verschiedenen OEMs zum gemeinsamen Innovieren verboten.
Unternehmen können heute auf eine Vielzahl von externen Innovationsquellen zugreifen: Kunden, Zulieferer, Universitäten und Forschungsinstitute sowie andere Unternehmen. Ebenfalls können sie nicht genutztes unternehmensinternes Wissen nach außen geben, zum Beispiel durch Lizenzierungen. Viele Innovationsforscher plädieren für eine Öffnung des Innovationsprozesses und einen intensiven Wissensaustausch mit externen Akteuren. Innovation wird so zu einem demokratischen, offenen und verteilten Prozess.
Diese Ideen sind allerdings nicht neu, schon länger betonen Innovationsforscher, wie wichtig horizontale und vertikale Beziehungen im Innovationsprozess seien. Das hat auch dazu geführt, dass sich die Organisationsform von einer klaren, geschlossenen und vertikalen zu einer komplexen, horizontalen Integration verschoben hat.
Innovation sollte verankert und nicht outgesourct werden
Die Startup-Szene boomt und immer mehr Unternehmen beteiligen sich an Startups oder gründen Innovations- und/oder Digital-Hubs, um die Digitalisierung zu meistern. Denn Startups funktionieren ganz anders als etablierte und große Unternehmen. Sie haben flache Hierarchien, arbeiten agil, zeigen eine hohe Risikobereitschaft und haben – im Idealfall – großes Potenzial zu wachsen. Dem gegenüber stehen die klassischen Unternehmen, die auf Effizienz getrimmt sind, über ausreichend, Macht und Ressourcen verfügen, um stark zu skalieren und die Innovation in die Commodity des Produktmanagements zu überführen.
Die perfekte Ambidextrie also? Kein Wunder, dass der Tipp „Gründen Sie einen Digi-Hub in der angesagten Metropole XYZ“ in keinem Innovationsselbsthilfebuch oder auf den Folien von Unternehmensberatern fehlen darf. Ganz so einfach ist es aber leider dann doch nicht. Zwar arbeiten schon viele Unternehmen mit Startups zusammen, die großen Erfolgsmeldungen und prägnanten Beispiele nachhaltigen Wandels bleiben größtenteils aus.
Innovation sollte schließlich nicht komplett ougesourct werden und die Digitalisierung sollte nicht als Selbstzweck der öffentlichkeitswirksamen PR-Meldung dienen. Open Innovation ist bewusst kein Outsourcing, sondern bietet Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen, die sie sofort verkaufen können. Es unterstützt das F&E- bzw. Innovations-Personal eines Unternehmens und ermöglicht, mit Lösungen zu arbeiten, die möglicherweise noch nie zuvor im Unternehmen diskutiert wurden.
Open Innovation bietet also eine effektive und erschwingliche Möglichkeit, Innovationen zu beschleunigen. Unternehmen können bemerkenswerte Ergebnisse erzielen, wenn sie bereit sind, Informationen auszutauschen und passende Strukturen aufzubauen.
Außerdem fördert Open Innovation die Verbindung und das Zugehörigkeitsgefühl aller Beteiligten. Menschen, die etwas bewegen wollen, Impulse geben, an einer Idee mitgestalten, bringen Unternehmen nicht nur mit neuen Lösungen voran, sondern stärken die ganze Organisation.
Wie lässt sich Open Innovation einführen?
Innovation Toolkits
Innovation Toolkits sind internetbasiert und ermöglichen Nutzern in einer vom Unternehmen bereitgestellten Entwicklungsumgebung Innovationen auszuarbeiten. Hierbei wird den Nutzern ein beschränkter Lösungsraum vorgegeben, in dem sie eine Lösung für das gegebene Problem finden können. Dieses Wissen wird dann an das Unternehmen weitergeleitet.
Innovation Communites
Innovation Communities sind von Unternehmen gesteuerte Internetplattformen, auf denen sich externe Nutzer und Mitarbeiter des Unternehmens treffen und Innovationen entwickeln können. Eine gewichtige Rolle kommt hierbei dem Management und dem Controlling der Communities zu. Innovation Communities können über den reinen Nutzen der Innovationsgenerierung hinaus gehen und als Geschäftsmodell betrieben werden.
Innovationswettbewerbe
Social Software und das Web 2.0 ermöglichen es Unternehmen mit geringen Kosten weltweit Innovationswettbewerbe auszuschreiben, um so durch externe Akteure an neues Wissen zu gelangen. Zum Ende des Wettbewerbs werden alle Inputs durch ein Expertenkomitee ausgewertet. Der Sieger erhält eine Trophäe im Austausch für das Exploitationsrechts des Unternehmens. Die Wettbewerbe reichen von Ideen-Wettbewerben bis hin zu marktfähigen Innovationen. Diese Wettbewerbe beziehen sich nicht nur auf Produkt- und Prozessinnovationen, sondern können auch Geschäftsmodellinnovationen thematisieren.
Wir bei iteratec glauben an Zusammenarbeit auf Augenhöhe, Mitgestaltung und die Kraft interdisziplinärer Teams. Aus diesem Grund bauen wir eine Community-Plattform, die über Ko-Kreation Innovationen von Unternehmen und Gemeinden beflügelt.
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Lukas Mester - arbeitet als Product Owner bei iteratec. Er ist begeistert von digitaler Transformation und Innovationsmanagement.