Im Werk herrscht Hochbetrieb: Zehn Spediteure werden heute erwartet. Die Lkw treffen ein, Material wird entladen, Prozesse laufen im Minutentakt. Die Informationen zu jeder Lieferung liegen digital vor – in einem eCMR-System. Doch jeder Spediteur nutzt ein anderes. Wie behält das Werk in dieser Vielfalt den Überblick?
Die elektronische Frachtabwicklung ist in vielen Unternehmen Realität. Ein großer Fortschritt. eCMR ersetzt Papierberge, beschleunigt Abläufe, bringt Transparenz in Lieferprozesse und vereinfacht Rechnungsstellungen. Gleichzeitig zeigt die Praxis, dass jede Spedition, jeder Logistikdienstleister und jedes Werk mit eigenen Systemen arbeitet. Das ist Ausdruck einer dynamischen, marktoffenen Entwicklung. Doch diese Vielfalt will verbunden werden.
Inhalt
- eCMR als Erfolg und Ausgangspunkt für den nächsten Schritt
- Datenvielfalt ist kein Problem, wenn sie integrierbar ist
- Interoperabilität gestalten: die Plattform als Verbindungsebene
- Plattformarchitekturen als Fundament digitaler Interoperabilität
- eFTI: Rückenwind für offene Datenflüsse
- Daten als Enabler für smarte Logistik
- Offenheit als Haltung
eCMR als Erfolg und Ausgangspunkt für den nächsten Schritt
Die Einführung des elektronischen Frachtbriefs war ein Meilenstein für die Transportbranche.
Sie hat bewiesen, dass sich selbst hochregulierte, papierlastige Prozesse erfolgreich digitalisieren lassen.
Zahlreiche Anbieter – von großen Plattformen bis hin zu mittelständischen Logistikern – haben eigene eCMR-Lösungen entwickelt, die individuelle Anforderungen erfüllen: von Fahrer-Apps über Cloud-Dienste bis hin zu integrierten Transportmanagement-Systemen.
Zusammen mit der Open Logistic Foundation und vielen Logistikdienstleistern wie Rhenus und Dachser haben auch wir bei iteratec an einer eCMR-Lösung mitgearbeitet, die auf Open Source basiert und somit frei implementiert werden kann und Interoperabilität technisch fördert. Theoretisch könnte jedes Unternehmen auf eine gemeinsame Open-Source-Implementierung zurückgreifen. Doch in der Realität bleibt die Vielfalt bestehen, weil Anforderungen, Partnerlandschaften und technische Umgebungen unterschiedlich sind.
Datenvielfalt ist kein Problem, wenn sie integrierbar ist
Solange Produktionswerke mit vielen Spediteuren, Zulieferern und IT-Dienstleistern zusammenarbeiten, wird es unterschiedliche Systeme geben. Das Ziel ist daher nicht, Einheitlichkeit zu erzwingen, sondern Vielfalt nutzbar zu machen. Die Herausforderung liegt in der Integration: Wie lassen sich Datenflüsse verbinden, Formate harmonisieren und Prozesse vereinfachen, ohne bestehende Systeme zu ersetzen? Eine zentrale Plattform, die alle eCMR-Daten zusammenführt und in Echtzeit bereitstellt, schafft eine gemeinsame Sicht auf Transportdaten, unabhängig vom Ursprungssystem.
Lesen Sie dazu auch unseren Blogartikel: eCMR Integration: So digitalisieren Sie Ihren Frachtbrief
Interoperabilität gestalten: die Plattform als Verbindungsebene
Der Weg zu mehr Transparenz und Effizienz führt nicht über neue Insellösungen, sondern über eine Plattform, die vorhandene Systeme vernetzt. Sie aggregiert Daten aus unterschiedlichen Quellen, übersetzt Formate in standardisierte Strukturen und stellt Informationen in Echtzeit für Disposition, Produktion, Zoll, Qualitätssicherung und alle anderen beteiligten Akteure bereit.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Weniger manuelle Nacharbeit, da Daten automatisiert bereitstehen.
- Einheitliche Datengrundlage, die Missverständnisse vermeidet.
- Compliance und Nachvollziehbarkeit, da Daten zentral und revisionssicher verfügbar sind.
Und so würden wir Interoperabilität typischerweise realisieren, sodass aus einer fragmentierten Systemlandschaft ein vernetztes Datenökosystem wird. Flexibel, skalierbar und zukunftssicher.
- Offene Schnittstellen & API-Gateway: Wir stellen standardisierte Schnittstellen bereit – sogenannte REST/JSON-APIs – und bündeln sie über ein zentrales API-Gateway. Dieses übernimmt Aufgaben wie Authentifizierung, Zugriffskontrolle oder Monitoring. Für eCMR nutzen wir das öffentliche eCMR-Datenmodell als gemeinsame Vertragssprache zwischen allen Partnern. Das sorgt dafür, dass jede Integration dieselbe, klar definierte Semantik verwendet. Das Repository der Open Logistics Foundation stellt diese Datenstrukturen als Java-Klassen mit Versionierung bereit, was ihre Nutzung als einheitliches Referenzmodell vereinfacht.
- Event-basierte Architektur: Neben klassischen Schnittstellen arbeiten wir mit sogenannten Events, also asynchronen Nachrichten wie eCMRCreated, eCMRSigned oder eCMRDelivered. Diese Ereignisse informieren angebundene Systeme automatisch über Statusänderungen – ohne dass sie sich direkt miteinander verbinden müssen. So wird der Datenaustausch skalierbarer, robuster und weniger fehleranfällig – selbst bei vielen Spediteuren und Partnern.
- Semantische Datenharmonisierung: Unterschiedliche Partner verwenden oft eigene Datenstrukturen. Wir ordnen diese Felder und Belege (etwa Absender, Carrier, Sendungspositionen oder Lieferstatus) einem gemeinsamen eCMR-Schema zu. Dadurch entsteht ein einheitliches Datenverständnis – unabhängig davon, welches System die Informationen ursprünglich erzeugt hat.
- Adapter & Anti-Corruption Layer: Für proprietäre Formate aus Transportmanagement-, ERP- oder Telematiksystemen entwickeln wir gezielte Adapter. Sie sorgen dafür, dass die Daten in das gemeinsame Modell übersetzt werden, ohne die bestehende IT-Landschaft zu verändern. Diese Entkopplung – auch Anti-Corruption Layer genannt – bewahrt die Unabhängigkeit der Systeme und vereinfacht künftige Anpassungen.
- Data-Mesh-Prinzipien: Wo es sinnvoll ist, bleiben Datenhoheit und Verantwortung in den jeweiligen Domänen – etwa bei Spediteuren, Werken oder Zollstellen. Das eCMR-Modell dient als gemeinsame Sprache, über die Daten per Domänen-APIs und Events geteilt werden. So entsteht ein Netzwerk verteilter, aber abgestimmter Datenquellen – statt eines zentralistischen Monolithen.
- Security & Compliance by Design: Sicherheit und Nachvollziehbarkeit sind von Anfang an Teil des Konzepts. Wir setzen auf strikte Mandantentrennung, lückenlose Audit-Trails und revisionssichere Speicherung. Gleichzeitig schaffen wir damit die Grundlage für die künftige Anbindung an zertifizierte eFTI-Plattformen – mit klar definierten Schnittstellen und überprüfbaren Prozessen.
Plattformarchitekturen als Fundament digitaler Interoperabilität
Wenn Interoperabilität dafür sorgt, dass Daten zwischen Systemen frei fließen, dann ist die Plattformarchitektur die Infrastruktur, durch die dieser Fluss überhaupt möglich wird.
Sie ist das digitale Straßennetz, das Spediteure, Werke und Behörden miteinander verbindet – offen, belastbar und sicher. Darauf bauen wir unsere Lösungen auf.
- Modular & flexibel aufgebaut: Unsere Plattformen bestehen aus einzelnen, eigenständig lauffähigen Bausteinen – sogenannten Microservices. Sie decken Kernfunktionen wie das Erstellen, Signieren, Archivieren oder Zustellen von eCMR-Daten ab. Durch lose Kopplung über Ereignisse (Events) können sie unabhängig voneinander aktualisiert oder erweitert werden – ohne den laufenden Betrieb zu stören.
- API-first & offene Standards: Wir setzen auf öffentliche, klar definierte Schnittstellen (APIs), die auf dem eCMR-Datenmodell basieren. So können alle Partner auf derselben semantischen Grundlage integrieren. Durch automatische Vertragstests und Versionsverwaltung stellen wir sicher, dass jede Schnittstelle stabil bleibt – auch wenn sich Anforderungen ändern.
- Cloud- und Hybrid-fähig: Unsere Lösungen laufen sowohl in der Cloud als auch in der unternehmenseigenen Infrastruktur (on-premises). Dadurch bleiben Daten dort, wo sie hingehören – im Werk oder beim Spediteur – und lassen sich dennoch sicher übergreifend nutzen. Kubernetes sorgt für Skalierbarkeit und stabile Betriebsprozesse.
- Transparenz & Governance: Jede Aktion, von der Signatur bis zur Statusänderung, wird zentral protokolliert. Technische und fachliche Metriken geben jederzeit Auskunft über den Zustand des Systems. Integrierte Policy-Checks stellen sicher, dass alle Prozesse den Compliance- und eFTI-Anforderungen entsprechen.
- Zero-Trust-Security: Sicherheit ist in unserer Architektur kein nachträglicher Zusatz, sondern von Beginn an eingebaut. Dazu gehören eine konsequente Trennung von Mandanten, fein granulierte Berechtigungen und durchgehende Signaturen, die Daten unveränderbar machen – vom Versand bis zur Prüfung durch Behörden.
eFTI: Rückenwind für offene Datenflüsse
Mit der europäischen eFTI-Verordnung erhält dieser Wandel nun zusätzlichen Schub. Ab Juli 2027 müssen Behörden elektronische Frachtinformationen – etwa eCMR-Daten – akzeptieren, sofern sie über zertifizierte eFTI-Plattformen bereitgestellt werden. Das bedeutet: Digitalisierung wird nicht nur zum Standard, sondern zur Voraussetzung für rechtskonforme und effiziente Transportprozesse. Unabhängig davon betrachten wir eFTI nicht als bürokratische Vorgabe, sondern als Chance, Interoperabilität systematisch und skalierbar zu gestalten
Um das zu verdeutlichen, blicken wir nochmal auf den Werkshof. Wo heute Informationen aus unterschiedlichen eCMR-Systemen manuell zusammengetragen werden, fließen sie künftig automatisch in eine gemeinsame Plattform. Disponent:innen sehen auf einen Blick, welche Transporte bereits eingetroffen sind, welche noch unterwegs sind und welche Dokumente geprüft werden müssen. Kontrollen werden digital unterstützt, Freigaben erfolgen in Sekunden statt Minuten, und Abweichungen lassen sich frühzeitig erkennen. Daten bewegen sich ebenso flüssig wie die Lkw selbst.
Wer frühzeitig in solche interoperablen Datenstrukturen investiert, schafft damit nicht nur die Grundlage für Compliance, sondern auch einen spürbaren Wettbewerbsvorteil.
Daten als Enabler für smarte Logistik
Eine integrierte, standardisierte Datenbasis bildet das Fundament für datengetriebene und KI-gestützte Logistikprozesse: von automatisierten Freigaben über Echtzeit-CO₂-Analysen bis hin zu intelligenten Planungssystemen. eCMR und eFTI stehen dabei nicht in Konkurrenz, sondern bilden zwei Ebenen derselben Entwicklung:
- eCMR als digitaler Nachweis und Dokumentationsstandard,
- eFTI als Datenraum, der diese Informationen vernetzt, austauschbar und auswertbar macht.
Sobald Daten in einer gemeinsamen Struktur vorliegen, entsteht echter Mehrwert – über Prozessautomation hinaus. Unternehmen können neue Services entwickeln, Nachhaltigkeit sichtbar machen und Entscheidungen auf Basis valider Daten treffen.
So zeigt sich das Potenzial in der Praxis:
- CO₂-Analysen auf Knopfdruck: Aus den standardisierten eCMR-Daten, etwa Gewichte, Distanzen, Fahrzeugtypen oder Zeitstempel lassen sich automatisch CO₂-Äquivalente pro Sendung oder Relation berechnen. So wird Nachhaltigkeitsreporting zum integralen Bestandteil des operativen Alltags.
- Automatisierte Freigaben: Regeln prüfen Daten wie Signaturstatus, Dokumentenvollständigkeit oder Zollstatus und geben Transporte bei „grün“ automatisch frei. Das spart Zeit und minimiert Fehler.
- Intelligente Hofsteuerung: Ereignisse wie eCMRSigned, ArrivedGate oder Delivered steuern Hof-Slots, Rampenplanung und QS-Prüfungen. Abweichungen werden früh erkannt, Stillstände vermieden.
- Digitale Prüfspur & eFTI-Readiness: Lückenlose Audit-Trails und standardisierte Schnittstellen an zertifizierte eFTI-Plattformen erleichtern Behördenprozesse – und machen manuelle Kontrollen zunehmend überflüssig.
Diese Beispiele zeigen: Wenn Daten fließen, entstehen neue Möglichkeiten.
Aus dem digitalen Frachtbrief wird ein Werkzeug für Effizienz, Nachhaltigkeit und Innovation – und damit ein echter Treiber smarter Logistik.
Offenheit als Haltung
Die Zukunft der Logistik wird nicht von einzelnen Systemen bestimmt, sondern von ihrer Fähigkeit, miteinander zu sprechen. Offene Standards, skalierbare Architekturen und partnerschaftliche Zusammenarbeit sind der Schlüssel.
Wir wollen nicht nur Systeme vernetzen, sondern Menschen befähigen, mit Daten zu gestalten.
Haben Sie Fragen oder benötigen Unterstützung?
Weitere Informationen über die Möglichkeiten für Transport & Logistik sowie den eCMR für Ihr Unternehmen finden Sie auf unserer Website. Sprechen Sie uns auch gerne an.
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iteratec ist der Partner für alle, die zu den Gewinner:innen der digitalen Transformation gehören wollen. Mit individuellen, überlegenen Lösungen eröffnen wir unseren Kunden technologische wie unternehmerische Potenziale. Denn: Wenn Scheitern keine Option ist, sind wir der Partner, der den Unterschied macht. So haben wir seit 1996 mehr als 1.000 Projekte zum Erfolg geführt und eine Kundenzufriedenheit von 97%.
